Taufe für die Toten

 

Die Mormonenlehre der Taufe für die Toten wurde das erste Mal in Nauvoo, Illinois, praktiziert. Wilford Woodruff, der vierte Präsident der Mormonenkirche, machte folgende Aussage:

 

„Joseph Smith selbst… ging an einem Sonntagabend nach der Versammlung in den Mississippi-Fluss und taufte einhundert. Ich taufte weitere hundert. Der nächste Mann, einige Ruten von mir entfernt, taufte weitere hundert. Wir waren durch das Rauf und Runter im Mississippi abgespannt, während wir für unsere Toten tauften. Aber es gab keinen Berichtsführer; wir nahmen an dieser Verordnung teil, ohne darauf zu warten, dass ein korrekter Bericht angefertigt wurde. Aber der Herr sagte Joseph, dass er bei diesen Taufen Berichtsführer anwesend haben müsste – Männer, die mit ihren Augen sehen und mit Ohren hören und diese Dinge aufzeichnen könnten. Natürlich MUSSTEN WIR DIESE ARBEIT WIEDERHOLEN. Trotzdem besagt dies nicht, dass das Werk nicht von Gott war.“ (The Deseret News Weekly, Bd. 42:554, 25. April 1891, wie in Temples of the Most High, von N. B. Lundwall, 1962, S. 69 zitiert)

 

Am 2. Mai 1843 schrieb Charlotte Haven einen Brief, in dem sie erzählte: „…wir erblickten eine ziemliche Menschenmenge und erkannten bald, dass es eine Taufe gab. Zwei Älteste standen knietief im eiskalten Wasser und tauchten einen nach dem anderen unter, so schnell wie sie ans Ufer hinunter kommen konnten. Wir bemerkten bald, dass einige von ihnen hineingingen und mehrere Male untergetaucht wurden. Man sagte uns, dass sie für die Toten getauft wurden, die keine Gelegenheit hatten, die Lehren der Heiligen der Letzten Tage anzunehmen. Somit befreiten diese armen Sterblichen im eiskalten Wasser ihre Ahnen und Verwandten aus dem Fegefeuer! Wir gingen ein wenig näher und hörten, wie mehrere Namen von den Ältesten wiederholt wurden, während die Opfer untergetaucht wurden, und man kann sich unsere Überraschung vorstellen, als der Name GEORGE WASHINGTON genannt wurde. Er ist also nach diesen fünfzig Jahren aus dem Fegefeuer heraus und auf dem Weg in den ‚celestialen’ Himmel!“ (Overland Monthly, Dezember 1890, S. 629-30)

Viele der Taufen für die Toten, die in Joseph Smiths Tagen durchgeführt wurden, mussten noch einmal durchgeführt werden. Brigham Young, der zweite Präsident der Kirche erklärte:

 

„Joseph empfing während seiner Lebenszeit NICHT alles, was mit der Lehre der Erlösung zusammenhing…

Ich habe gesagt, dass ein Mann nicht für eine Frau getauft werden kann, auch eine Frau nicht für einen Mann, und dies gilt… Nun, was ist also unser Kurs bei früheren Gelegenheiten gewesen? Nun, hier sind unsere geliebten Schwestern und sie sind im Fluss oder im Becken für ihre Onkel, für ihre Väter, für ihre Großväter und ihre Urgroßväter getauft worden.“ (Millenial Star, Bd. 6, Seite 121)

Am 9. April 1857 machte Wolford Woodruff folgende Bemerkungen in Bezug auf diese Angelegenheit: „Als dies das erste Mal offenbart wurde… begannen wir für die Toten zu taufen. Ein Mann wurde sowohl für Männer als auch für Frauen getauft… ich… wurde für alle meine toten Verwandten, an die ich denken konnte, getauft, sowohl männlich als auch weiblich, wie es auch andere taten; aber später empfingen wir mehr Licht über das Thema und Präsident Young lehrte die Leute, dass die Männer an den Verordnungen für den männlichen Teil ihrer toten Freunde und Frauen für die Frauen teilhaben sollten… Was für ein Gefühl hatten wir, als wir das erste Mal hörten, dass die Lebenden für die Toten getauft werden konnten? Wir alle gingen so schnell wie sich die Gelegenheit fand an die Arbeit und wurden für jeden getauft, an den wir denken konnten, ungeachtet des Geschlechts… nach und nach wurde durch die Diener des Herrn offenbart, dass Frauen für Frauen und Männer für Männer getauft werden sollten; aber die vollen Einzelheiten dieser Ordnung wurden erst nach den Tagen Joseph Smiths offenbart…“ (Journal of Discourses, Bd. 5, S. 84-85)

 

Die frühen Mormonenführer scheinen in Bezug auf die Taufe für die Toten sehr verwirrt gewesen zu sein. Brigham Young erklärte einmal: „Hunderte und Tausende, vermute ich, wurden getauft, bevor überhaupt ein Bericht geführt wurde, und sie wurden noch einmal getauft und ein Bericht wurde geführt… der Herr offenbarte nicht alle Dinge auf einmal; aber ich muss nicht weiter darauf verweilen.“ (Journal of Discourses, Bd. 18, S. 241)

 

Die Mormonenführer lehren, dass die Geister der Menschen, die gestorben sind, nicht in das celestiale Reich kommen können, bis ein Mormone für sie als Stellvertreter getauft worden ist. Sie geben aber zu, dass es die Möglichkeit gibt, dass einige Geister das Werk, das sie für sie tun, nicht empfangen mögen. Heber C. Kimball, der ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft war, sagte: „Vielleicht mag mein Vater das Evangelium nicht empfangen. In diesem Fall würde meine Taufe ihm nichts Gutes tun… Ihr könntet genauso gut hingehen und für einen Teufel wie für einen Menschen getauft werden, der das Evangelium im Geist nicht annehmen wird.“ (Journal of Discourses, Bd. 5, Seite 90)

Einige Leute haben sich gefragt, warum diese Taufen, wenn sie wirklich notwendig sind, nicht im Himmel durchgeführt werden könnten. Präsident Fielding Smith versucht den Anschein zu erwecken, als wäre dies unmöglich: „Es ist leicht zu verstehen, wie sie in Person an Christus glauben und sogar den Geist der Buße empfangen könnten; aber WASSER IST EIN ELEMENT DIESER WELT, und könnten Geister darin getauft werden oder das Auflegen der Hände für die Gabe des Heiligen Geistes empfangen? Der einzige Weg, dass dies getan werden kann, ist stellvertretend, dass jemand, der lebt, als Stellvertreter für den Toten handelt.“ (Doctrines of Salvation, Bd. 2, S. 141) Joseph Smiths Argument ist nicht allzu überzeugend, denn er erklärt, dass die Seelen von Fischen „lebten, bevor sie in die Natur auf diese Erde gesetzt wurden“, und dass die „Fische der Meere durch die Auferstehung neu erschaffen oder erneuert“ werden würden, „da sie ebenfalls lebende Seelen sind“. (Doctrines of Salvations, Bd. 1, S. 63 & 74) Da Joseph Fielding Smith behauptet, dass sich die Seelen der Fische „in ihrem Ebenbild ihrer Körper“ befinden“, würden wir annehmen, dass es für sie etwas geben würde, in dem sie schwimmen würden.

Daniel H. Wells, der ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft war, gab einen weiteren Grund an, warum Taufen im Himmel nicht durchgeführt werden könnten: „Man KANN EINEN GEIST NICHT ERFASSEN, UM IHN ZU TAUFEN, ebenso kann man die Siegelungsverordnungen im Geist nicht durchführen…“ (Journal of Discourses, Bd. 16, Seite 240)

 

Folgende Information über die Taufe für die Toten findet man in Joseph Smiths Geschichte:

„Chrysostum sagt, dass die Marchioniten die Taufe für die Toten praktizierten. ‚Nachdem ein Konfirmand tot war, hatten sie einen lebenden Menschen unter dem Bett des Verschiedenen; dann sich an den Toten wendend, fragten sie ihn, ob er die Taufe empfangen wollte, und da er keine Antwort gab, antwortete der andere für ihn und sagte, dass er an seiner Stelle getauft werden wollte; und so tauften sie die Lebenden für die Toten.“ Die Kirche war zu jener Zeit natürlich DEGENERIERT und die Form im Einzelnen könnte falsch sein, aber die Sache steht ausreichend deutlich in den Heiligen Schriften, da Paulus über diese Lehre sprechend sagte: ‚Wie kämen sonst einige dazu, sich für die Toten taufen zu lassen? Wenn Tote gar nicht auferweckt werden, warum lässt man sich dann taufen für sie?’ (1. Kor. 15:29)“ (History of the Church, Bd. 4, S. 599)

Bibelgelehrte sind über die Bedeutung des Verses, der Joseph Smith zitiert, geteilter Meinung. Einige behaupten, dass er das eine bedeutet und andere glauben, dass er etwas anderes bedeutet. Mormonen glauben natürlich, dass er sich auf die Tempelarbeit bezieht, wobei ein Lebender für jemanden getauft wird, der gestorben ist. Selbst wenn sich dieser Vers darauf bezieht, dass sich eine lebende Person für jemand anderen taufen lässt, wie die Mormonen behaupten, würde dies nicht beweisen, dass gläubige Christen dies praktizierten. Paulus sagte nicht, dass „WIR“ für die Toten getauft werden, sondern, dass „SIE“ für die Toten getauft werden. Der Gebrauch des Wortes „sie“ an Stelle des Wortes „wir“ könnte in der Bedeutung der Aussage einen großen Unterschied ausmachen. Wenn ein Protestant die Aussage machte: „Warum beten SIE also für die Toten, wenn die Toten überhaupt nicht auferstehen“, so würde das nicht bedeuten, das er die katholische Lehre des Betens für die Toten angenommen hat. Wenn aber jemand die Aussage macht: „Warum beten WIR also für die Toten, wenn die Toten überhaupt nicht auferstehen“, würden wir annehmen, dass er an Gebete für die Toten glaubte.

Eine gute Diskussion über 1. Korinther 15:29 findet man in dem Pamphlet Baptism for the Dead:

 

„Ein sorgfältiges Lesen dieses Briefes zeigt, dass der Apostel Paulus an die korinthischen Heiligen schreibt, wobei er die Wörter “ich”, „wir“, „du“ und „ihr“ gebraucht, wenn er sich auf sie oder sich selbst durch seine ganze Botschaft hindurch bezieht; aber als er die Taufe für die Toten erwähnte, wechselte er zu „sie“. „Was sollen sie tun?“ „Warum werden sie also für die Toten getauft?“ In den nachfolgenden Versen kehrt er zu „wir“ und „ihr“ zurück. Somit scheint er sich und die rechtschaffenen Heiligen von den Methoden abzugrenzen, die von jenen Gruppen angewendet werden, die damals die Taufe für die Toten praktizierten.

Der Apostel Paulus drängte seine Zuhörer nicht, diesen Grundsatz auszuüben, auch gebot er es ihnen nicht. Er benutzte den Fall nur als Illustration. Paulus diente nicht dem ‚unbekannten Gott’ der Heiden, weil er einen Altar für den unbekannten Gott fand (Apostelgeschichte 17:23)… Es gibt keine Erwähnung der Taufe für die Toten in der Bibel vor Paulus – und keine Erwähnung danach. Paulus, ebenso wie die anderen Apostel, anstatt die Taufe für die Toten, wie damals praktiziert, anzunehmen, schienen sie eher einen Einfluss gegen diese Verordnung ausgeübt zu haben, denn sie wurde nur von den Ketzern durchgeführt.

Die Bibel enthält keine bestimmte Ermächtigung für diese Lehre. Christus erwähnt sie nicht, auch keiner der Apostel, außer Paulus, der nur indirekt auf sie Bezug nahm. (Baptism for the Dead, von Charles R. Hield und Russel F. Ralston, S. 23-24)

 

Die Tatsache, dass Christus nie die Taufe für die Toten erwähnte, ist ein starker Beweis, dass solch eine Lehre in der frühchristlichen Kirche nicht existierte.

Der Mormonenapostel Orson Pratt gab zu, dass die Bibel keine Information darüber enthält, wie die Taufe für die Toten durchgeführt werden sollte. Seine Entschuldigung dafür, dass die Bibel diese Information nicht enthält, war, dass sie wahrscheinlich verloren gegangen war oder aus der Bibel herausgenommen wurde. Er erklärte:

 

„Diese Lehre von der Taufe für die Toten muss von ihnen gut verstanden worden sein… Nun, wann und auf welche Weise wurde diese Lehre ihnen mitgeteilt? Sie könnte ihnen in der Fülle in dem Brief dargelegt worden sein, von dem er sagte, dass er ihn ihnen vorher schon geschrieben hätte. Diese Lehre könnte genauso wichtig wie die Taufe für die Lebenden gewesen sein. Informiert das geschriebene oder ungeschriebene Wort Gottes, mit dem das Christentum vertraut ist, irgendwie darüber, wie diese Zeremonie durchzuführen ist? Informiert sie sie, wer amtieren muss? Wer ist der Kandidat, der die Stelle des Toten einnimmt? Welchen Klassifizierungen der Toten soll damit gedient werden? Informiert uns die Tradition oder die Heilige Schrift darüber, welche spezielle Taufe für die Toten eine Auswirkung für sie in der Auferstehung haben wird? Informiert sie uns, ob die Taufe für die Toten an jedem Ort ausgeübt werden kann oder nur in einem Taufbecken, in einem Tempel, der für diesen Zweck geweiht ist? ALL DIESE WICHTIGEN FRAGEN BLEIBEN VON DER HEILIGEN SCHRIFT und der Tradition UNBEANTWORTET. (Orson Pratt's Works, 1891, S. 205)

 

Es ist interessant, dass sich Joseph Smith bei der Errichtung der Lehre der Taufe für die Toten mit seiner eigenen „inspirierten Version“ der Bibel widersprach. Hebräer 11:40 der King-James-Version, was oft von den Mormonen benutzt wird, um zu beweisen, dass das Werk für die Toten notwendig ist, lautet wie folgt: „Gott hat für uns etwas Besseres vorgesehen, dass sie ohne uns nicht vollendet werden sollten.“ Joseph Smith änderte diesen Vers aber, so dass er in der Inspirierten Version wie folgt lautet: „Gott hat für sie durch ihre Leiden etwas Besseres vorgesehen, denn ohne LEIDEN können sie nicht vollendet werden.“

Nun, in Abschnitt 128 der Lehre und Bündnisse musste Joseph Smith seine eigene Wiedergabe dieses Verses beim Versuch, die Lehre der Taufe für die Toten aufzurichten, ignorieren. Er zitierte die King-James-Version anstatt seine „inspirierte“ Wiedergabe. In Vers 15 sagte er: „…dass dies mit den Lebenden und Toten zusammenhängende Grundsätze sind… Die Erlösung der Verstorbenen ist notwendig und zu unsrer Seligkeit unentbehrlich, wie Paulus von den Vätern spricht – dass sie nicht ohne uns vollendet würden – noch können wir ohne unsre Toten vollendet werden.“ In Vers 18 sagte er: „…Und wie kann diese Verbindung hergestellt werden? Durch die Taufe für die Toten! Denn ohne die Toten können wir nicht vollkommen gemacht werden, auch sie ohne uns nicht.“ Joseph Smith widersprach sich sicherlich selbst in Bezug auf Hebräer 11:40.

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Tempelarbeit

Dieses Kapitel wird später durch das gleichnamige Kapitel aus "Mormonismus - Schatten oder Wirklichkeit?" ersetzt
Der Tempel

Der Verfasser schildert seinen ersten Durchgang durch den Tempel. Hierbei werden der vollständige Endowmenttext aufgeführt und die Handlungen der damaligen Zeit (1974) beschrieben.
Tempelritual geändert

Dieser Artikel des Salt Lake City Messenger Nr. 75 schildert die großen Änderungen im Tempelendowment im April 1990 und beleuchtet die Hintergründe, die dazu geführt haben könnten.
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