VON GOTT OFFENBART
Mormonenführer haben immer verkündet, dass das Tempelritual – oft „Tempelendowment“ genannt, weil die Kandidaten angeblich „mit Macht von oben ausgestattet“ werden – Joseph Smith, dem ersten Mormonenpropheten durch Offenbarung gegeben wurde. Die Verordnungen in diesem Ritual, die für die Lebenden und die Toten (durch Stellvertreter) vollzogen werden, werden als „höchst heilig“ angesehen. Man muss durch diese Zeremonien gehen, bevor man Missionar wird, und diejenigen, die im Tempel für „Zeit und Ewigkeit“ verheiratet werden wollen, müssen zuerst ihr „Tempel-Endowment“ bekommen.
Die Mormonentheologie lehrt, dass diejenigen, die im Tempel verheiratet werden, schließlich Götter werden und über ihre eigenen Schöpfungen herrschen können. Apostel Bruce R. McConkie bestätigte, dass die Rechtschaffenen, die im Tempel für „Zeit und Ewigkeit“ verheiratet werden, „ewiges Leben (Erhöhung) erworben“ haben, die größte aller Gaben Gottes… Diejenigen, die solches ererben, sind die Söhne und Töchter Gottes… Sie sind Miterben Christi… dadurch, dass sie in ihrem eigenen Reich Götter werden.“ (Mormon Doctrine, 1979, S. 117-18) Präsident Joseph Fielding Smith, der 10. Prophet der Kirche machte die Angelegenheit sehr deutlich:
“Es erfüllt mein Herz mit Traurigkeit, wenn ich in der Zeitung den Namen einer Tochter oder eines Sohnes eines Mitglieds dieser Kirche sehe und entdecke, dass sie oder er dabei ist, an einer Zeremonie teil zu haben und außerhalb des Tempels des Herrn zu heiraten, weil mir bewusst ist, was es bedeutet, dass sie sich von der Erhöhung im Reich Gottes abschneiden… Diese jungen Leute, die nun so glücklich zu sein scheinen, wenn sie sich in der Auferstehung erheben – und sich in dem Zustand finden, indem sie sich vorfinden werden – dann wird sein Heulen und Wehklagen und Zähneknirschen und Bitterkeit der Seele…
Die zivile Ehe schafft Diener in Ewigkeit… Celestiale Ehen schaffen Götter in Ewigkeit… es steht uns offen; sie ist eine freie Gabe; sie kostet uns nichts: nur Rechtschaffenheit, Glaube, Gehorsam; und sicher können wir diesen Preis bezahlen.“ (Doctrines of Salvation, Bd. 2, S. 60-63)
Mormonen, die durch die Tempelzeremonie und zur Ehe für die Ewigkeit gesiegelt werden, glauben, dass sie nicht nur Götter werden, sondern auch damit fortfahren, in alle Ewigkeit Kinder zu haben. Sie werden andere Welten mit ihren Geistkindern bevölkern und diese Kinder werden dem Ehemann als Gott dienen und zu ihm beten. Mormonen haben das Gefühl, dass der Gott der Bibel nicht immer Gott war und dass er auch durch dieselben Endowments gehen musste, um Göttlichkeit zu erlangen. Wilford Woodruff, der der 4. Prophet der Mormonenkirche wurde, verkündete, dass „der Herr vor langer Zeit Sein Endowment bekommen hatte; es ist Tausende und Millionen von Jahren her, seit Er Seine Segnungen erhielt… Er ist uns weit voraus.“ (Journal of Discourses, Bd. 4, S. 192)
Einer Offenbarung gemäß, die von Joseph Smith gegeben wurde, werden diejenigen, die nicht die Celestiale Ehe auf sich nehmen “zu Engeln im Himmel bestimmt sein werden, welche Engel amtende Diener sind, denen zu dienen, die einer weit größeren, einer unübertrefflichen und ewigen Herrlichkeit würdig sind… diese Engel… bleiben getrennt und ledig, ohne Erhöhung in ihrem erlösten Zustand, in alle Ewigkeit, und sind von da an nicht Götter, sondern Engel Gottes für immer und ewig.“ (Lehre und Bündnisse 132:16-17)
Obwohl getreue Mormonen viele Artikel und Bücher über Tempel geschrieben haben, sind sie sehr vorsichtig darin gewesen, zu erzählen, was eigentlich beim Endowmentritual vor sich geht. Eine der offenbarendsten und bündigen Erklärungen kommt aus Bemerkungen, die Präsident BrighamYoung 1877 machte. Diese Kommentare wurden im Tagebuch von L. John Nuttall aufgezeichnet. Der 2. Prophet der Kirche bemerkte.
„Als wir unter den Händen des Propheten Joseph in Nauvoo unsere Waschungen und Salbungen erhielten, hatten wir nur einen Raum, um darin zu arbeiten, mit Ausnahme eines kleinen Seitenraums oder Büros, wo wir gewaschen und gesalbt wurden, unser Garment angelegt bekamen und unseren neuen Namen erhielten; und nachdem wir diese Zeremonien vollzogen hatten, gab er die Schlüsselwörter, Zeichen, Kennzeichen und Strafen. Danach gingen wir in den großen Raum… Joseph Smith teilte den Raum ab, so gut er konnte, hing den Schleier auf, markierte ihn, gab uns unsere Anweisungen, während wir von einem Abschnitt zum anderen gingen und er uns Zeichen, Kennzeichen, Strafen mit den Schlüsselwörtern, die zu diesen Zeichen gehörten, gab.“ (Aussage von Brigham Young, berichtet im Tagebuch von L. John Nuttal, 7. Feb. 1877, wie in God, Man, And The Universe, von Hyrum L. Andrus, 1968, S. 334, zitiert)
Der Leser wird bemerken, dass Präsident Young Waschungen, Salbungen, Garments, den neuen Namen, die Schlüsselwörter, Zeichen, Kennzeichen und Strafen erwähnte. Er erklärte auch, dass es einen „Schleier“ gab mit bestimmten Zeichen auf ihm. Bei einer anderen Gelegenheit machte es Brigham Young deutlich, dass das Endowment geheime Information enthält, die die Initiierten benötigen, um in den Himmel zu kommen: „Ihr Endowment ist dafür, dass Sie all die Verordnungen im Haus des Herrn empfangen… um Sie zu befähigen, in die Gegenwart des Vaters zurück zu gehen, vorüber an Engeln, die als Wachposten dastehen, Sie zu befähigen, ihnen die Schlüsselwörter, Zeichen und Kennzeichen zu geben, die zum Heiligen Priestertum gehören, und Ihre Erhöhung trotz Erde und Hölle zu erlangen.“ (Journal of Discourses, Bd. 2, S. 31) Diejenigen, die tatsächlich durch diese Zeremonie hindurch gegangen sind, bestätigen, dass geheime Griffe, Zeichen und Schlüsselwörter während der Zeremonie gelernt werden, die für jemanden nach dem Tod notwendig sein werden, um Eintritt in die Gegenwart Gottes zu bekommen. Am „Schleier“ befragt der Herr selbst den Kandidaten, der wünscht, in seine Gegenwart einzutreten.
Die Tatsache, dass das Tempelritual von den gegenwärtigen Führern der Kirche geändert wurde, wird ohne Zweifel ernste Probleme für viele fromme Mitglieder der Kirche verursachen, die das Gefühl haben, dass man mit diesen Zeremonien nicht leichtfertig umgehen kann. Sie werden wahrscheinlich Probleme damit haben, zu verstehen, wie die Generalautoritäten sich in eine heilige Zeremonie einmischen können, die angeblich Joseph Smith durch Offenbarung gegeben wurde. Das inspirierte Wesen des Rituals ist in die Köpfe und Herzen des Mormonenvolks seit den 1840ern eingeprägt worden. Selbst bevor der Nauvoo-Tempel gebaut war, gab Joseph Smith eine Offenbarung, mit der er vorhersagte, dass Gott selbst dabei wäre, die antiken Mysterien wieder herzustellen, die von der Erde verloren gegangen wären: „…baut meinem Namen ein Haus, worin der Allerhöchste wohnen kann. Denn auf Erden ist kein Ort zu finden, wohin er kommen könnte, um das wieder herzustellen, was euch verloren gegangen ist oder was er hinweg genommen hat – selbst die Fülle des Priestertums… Und wahrlich, ich sage euch: Baut meinem Namen dieses Haus, damit ich darin meinem Volk meine Verordnungen offenbaren kann. Denn es gefällt mir, meiner Kirche Dinge zu offenbaren, die schon vor der Grundlegung der Welt verborgen gehalten wurden, Dinge, die zur Dispensation der Fülle der Zeiten gehören. Und ich werde meinem Diener Joseph alle Dinge zeigen, die zu diesem Hause und zu seinem Priestertum gehören, dazu auch den Platz, wo es gebaut werden soll.“ (Lehre und Bündnisse 124:27-28, 40-42)
Nachdem Joseph Smith die Endowmentzeremonie empfangen hatte, wurde sie als göttliche Offenbarung von Gott angenommen. Seit jener Zeit haben die Kirchenführer fortwährend betont, dass das Endowment vom Himmel kam. Apostel John A. Widtsoe schrieb zum Beispiel folgendes: „Joseph Smith empfing das Tempelendowment und sein Ritual wie alles andere auch, das er verkündete, durch Offenbarung von Gott.“ (Joseph Smith – Seeker After Truth, Prophet of God, 1951, S. 249) Apostel Bruce R. McConkie schrieb folgendes unter dem Titel “Tempelverordnungen”: „Gewisse Evangeliumsverordnungen sind von solch heiliger Natur, dass der Herr ihrer Ausführung nur in besonderen Heiligtümern zulässt, die für diesen Zweck bereitet und geweiht wurden… Sie wurden in moderner Zeit dem Propheten Joseph Smith durch Offenbarung gegeben, viele Dinge, die damit in Zusammenhang stehen, wurden vom Propheten vom Papyrus übersetzt, auf dem das Buch Abraham niedergeschrieben war.“ (Mormon Doctrine, S. 779) Der gegenwärtige Prophet der Kirche, Ezra Taft Benson, zögert nicht, zu bestätigen, dass das Endowmentritual durch Offenbarung gegeben wurde:
„Das Endowment wurde durch Offenbarung offenbart und kann nur durch Offenbarung verstanden werden… Dieser Tempel… ist ein Ort der Offenbarung… Die Gesetze und Verordnungen, die Männer und Frauen veranlassen, aus der Welt hervor zu kommen und geheiligt zu werden, werden nur an diesen heiligen Orten vollzogen. Sie wurden durch Offenbarung gegeben und werden durch Offenbarung begriffen.“ (The Teachings of Ezra Taft Benson, 1988, S. 250, 252)
In der Vergangenheit haben Mormonenführer nicht nur gelehrt, dass das Endowment durch Offenbarung kam, sondern auch, dass es seit der Zeit Joseph Smiths nicht geändert wurde. Direkt nachdem die Kirche in das 20. Jahrhundert hinüberging gab es einen Versuch, den Mormonensenator Reed Smoot aus seinem Sitz zu entfernen. Diese langen Anhörungen nennt man gewöhnlich den Reed Smoot Case. Obwohl Senator Smoot seinen Sitz behielt, erwiesen sich die Anhörungen für die Kirche als sehr beschämend, wegen der Zeugenaussagen, die in Bezug auf die Vielehe nach dem Manifest und der Einmischungen der Kirche in die Politik gemacht wurden. Auf jeden Fall, als Senator Smoot, der auch ein Apostel in der Kirche war, über die Endowmentzeremonie befragt wurde, antwortete er: „…die Endowments sind nie geändert worden, so wie ich es verstehe; so ist es bezeugt worden, und dass Joseph Smith Jun. der Begründer des Endowments war.“ (Reed Smoot Case, Bd. 3, S. 185)
Auf Seite 140 desselben Bandes wurde folgende Aussage von Präsident Joseph F. Smith, dem 6. Propheten der Kirche, in den Bericht eingetragen:
„Er [der Nauvoo-Tempel] war fertig… und wurde dem Herrn geweiht. Die Verordnungen des Hauses Gottes wurden darin vollzogen, wie sie den führenden Autoritäten der Kirche vom Propheten Joseph Smith selbst gelehrt worden waren. Dasselbe Evangelium, dieselben Verordnungen, dieselbe Vollmacht und Segnungen, die vom Propheten Joseph Smith vollzogen und von ihm seinen Mitstreitern gelehrt wurden, so wie sie heute von den Heiligen der Letzten Tage genossen und ihnen in vier Tempeln gelehrt werden… Wenn Sie jemanden sagen hören, dass wir die Verordnungen geändert hätten, dass wir die Gesetze übertreten oder die ewigen Bündnisse gebrochen hätten, in die wir unter der persönlichen Aufsicht des Propheten Joseph Smith eingetreten sind, dann sagen Sie ihm von mir… und von allen, die heute leben und die die Segnungen und Verordnungen untern den Händen des Propheten Joseph Smith empfingen, dass sie sich irren. Dasselbe Evangelium herrscht heute, und dieselben Verordnungen, die heute vollzogen werden, für die Lebenden und die Toten, wie sie vom Propheten selbst vollzogen und vom ihm an die Kirche übergeben wurden.“
Diese Aussagen von Präsident Smith wurden ursprünglich in der Kirchenzeitung Deseret Evening News, 1. Dez. 1900, abgedruckt. Präsident Smiths Sohn, Joseph Fielding Smith, der als 10. Prophet der Kirche in den frühen 1970ern diente, druckte eine beeidete Erklärung von Bathsheba W. Smith ab, die folgendes enthielt:
„Zum Ende des Jahres 1843 oder zu Beginn des Jahres 1844 empfing ich die Verordnung der Salbung… am selben Tag… empfing ich mein Endowment… Das Endowment wurde unter der Weisung des Propheten Joseph Smiths gegeben… es hat meines Wissens nach keine Änderung in diesen Zeremonien gegeben. Sie sind dieselben heute wie damals.“ (Blood Atonement and the Origin of Plural Marriage, S. 87) Mormonenführer haben nicht nur gelehrt, dass ihre Kirche ihre Lehren und Verordnungen nicht verändert hätte, sondern sie haben auf Änderungen bei anderen Kirchen als Beweis für den Abfall gezeigt. In einem Leitartikel, der im Kirchenteil der Deseret News, 5. Juni 1965, veröffentlicht wurde, finden wir folgendes: „… Gott ist unveränderlich, derselbe gestern, heute und für immer… Der große Fehler, der durch die Zeitalter hindurch von Lehrern des Christentums begangen wurde, ist, dass sie vermutetet haben, dass sie ihre eigene private Auslegung in die Schriften hineinlegen konnten, dass sie zuließen, dass ihre persönlichen Annehmlichkeiten zu einem Kontrollfaktor wurden, und dass sie die Grundlage des Christlichen Gesetzes und die Praktik so veränderten, dass sie ihnen passte. Dies ist Abfall.
„Das Evangelium kann unmöglich geändert werden… die erlösenden Grundsätze müssen immer dieselben sein. Sie können sich niemals ändern… das Evangelium muss immer dasselbe sein, in all seinen Teilen… niemand kann das Evangelium ändern… wenn sie es versuchten, würden sie nur ein von Menschen gemachtes System aufbauen, das nicht das Evangelium ist, sondern nur eine Widerspiegelung ihrer eigenen Ansichten… wenn wir ‚irgendein anderes Evangelium’ an die Stelle setzen, so gibt es darin keine Erlösung… der Herr und Sein Evangelium bleiben dieselben – immer.
1982 W. Grant Bangerter, Exekutivdirektor der Tempelabteilung und ein Mitglied des Ersten Kollegiums der Siebzig machte es sehr deutlich, dass die Tempelzeremonie nicht geändert werden könnte:
„Während die Tempelarbeit Fortschritte macht, fragen sich einige Mitglieder, ob die Verordnungen geändert oder angepasst werden können. Diese Verordnungen sind durch Offenbarung bereitgestellt worden und liegen in der Hand der Ersten Präsidentschaft. Auf diese Weise ist der Tempel davor geschützt, dass sich jemand daran zu schaffen macht.“ (Deseret News, Kirchenteil, 16. Januar 1982)
Es scheint, dass die gegenwärtige Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Apostel, anstatt die Verordnungen zu schützen, sich selbst an ihnen „zu schaffen machten“. Es ist interessant, dass der erste Mormonenprophet, Joseph Smith, verkündete, dass die Verordnungen nie geändert werden könnten:
Nun sollte Seine Absicht in der sich zuspitzenden Szene der letzten Dispensation sein, dass alle Dinge, die zu dieser Dispensation gehören, präzise im Einklang mit den vorangegangenen Dispensationen durchgeführt werden sollten… Er setzte die Verordnungen ein, um immer und ewig dieselben zu sein und er setzte Adam ein, um über sie zu wachen, sie vom Himmel dem Menschen zu offenbaren oder Engel zu senden, um sie zu offenbaren.“ (History of the Church, Bd. 4, S. 208)
Das Buch Mormon selbst klagt die Katholiken an, die Bibel geändert zu haben. Es erklärt plump, dass „viele klare und kostbare Dinge“ absichtlicht entfernt worden sind:
“… siehst du die Gründung einer großen und abscheulichen Kirche, der abscheulichsten aller Kirchen; denn siehe, sie haben viele Teile vom Evangelium des Lammes, die klar und höchst kostbar sind, und auch viele Bündnisse des Herrn weggenommen. Und dies alles haben sie getan, um die rechten Wege des Herrn zu verkehren, damit sie die Augen der Menschenkinder verblenden und ihre Herzen verhärten können. Du siehst also, dass in dem Buch, welches das Buch des Lammes Gottes ist, viele klare und kostbare Dinge fehlen, nachdem es durch die Hände der Großen und Abscheulichen Kirche gegangen ist… wegen des Fehlens vieler klarer und kostbarer Dinge, die aus dem Buch herausgenommen wurden… stolpern überaus viele, ja, so sehr, dass Satan große Macht über sie hat. (Buch Mormon, 1. Nephi 13:26-30)
Joseph Fielding Smith Jun., der 10. Prophet der Kirche, erhob den Vorwurf: „Die Bibel allein ist ein ungenügender Leitfaden, weil die ‚Klarheit des Evangeliums’ entfernt worden ist… Die frühen ‚Väter des Abfalls’ dachten nicht, dass es falsch wäre, sich an der inspirierten heiligen Schrift zu schaffen zu machen. Wenn irgendeine Schriftstelle ihren Standpunkt zu gefährden schien, wurde sie geändert, ausgewechselt oder ganz aus dem biblischen Text entfernt… All dies machten sie, um ihre Traditionen bewahren zu können. Solch eine Verstümmelung wurde als gerechtfertigt angesehen, um die so genannte ‚Reinheit’ ihrer Lehren zu bewahren.“ (Religious Truth Defined, 1966, S. 175-176)
Der Mormonenapostel Mark E. Peterson erklärte plump: „Viele Einfügungen wurden [in der Bibel] vorgenommen, einige von ihnen für selbstsüchtige Zwecke, während manchmal absichtliche Fälschungen und Erfindungen verewigt wurden.“ (As Translated Correctly, 1966, S. 4)
Der gegenwärtige Prophet der Kirche, Präsident Ezra Taft Benson, verkündete nachdrücklich: “Das Buch Mormon ist der Schlüsselstein in unserem Zeugnis von Jesus Christus… Anders als die Bible, die durch Generationen von Abschreibern, Übersetzern und verderbten Religionsführern weiter gereicht wurde, die sich an dem Text zu schaffen machten, kommt das Buch Mormon vom Schreiber zum Leser in nur einem inspirierten Schritt der Übersetzung.“ (The Teachings of Ezra Taft Benson, 1988, Seite 53)
Da Mormonenführer und Apologeten andere Kirchen offen dafür kritisiert haben, Änderungen vorgenommen zu haben und behauptet haben, dass ihre Lehren „die stabilsten auf Erden“ sind, müssen sich die Generalautoritäten der Kirche der Frage der Änderung der Tempelzeremonie mit äußerster Vorsicht angenähert haben. David John Buerger informiert uns, als vor einigen Jahren einige Verfahrensänderungen in der Tempelzeremonie vorgeschlagen wurden, „kam anfänglicher Widerstand von Elder Harold B. Lee entsprechend dem, was er als ‚lehremäßiges sich zu schaffen machen’ empfand“. (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Winter 1987, S. 63) Harold B. Lee wurde später der 11. Prophet der Kirche. Während in der Zeremonie während der letzten Jahrzehnte geringe Änderungen vorgenommen worden sind, erscheinen sie unbedeutend, wenn wir sie mit denen vom 10. April 1990 vergleichen.
Wir haben den Verdacht, dass die Mormonenführer vor vielen Monaten entschieden haben müssen, die gegenwärtigen Änderungen vorzuehmen. Da „Filme in den meisten Tempeln einige der Life-Darsteller ersetzt haben, folgt daraus, dass es Zeit in Anspruch nimmt, neue Filme herzustellen, die die Änderungen enthalten. Der Salt Lake Tribune, 29. April 1990, berichtete, dass der „neue Endowmentfilm, der fünfte seit den 1950ern, die jüngsten Revisionen enthält“. (The Story of the latter-day Saints, 1976, S. 574) Man sollte auch beachten, dass es Zeit braucht, neue Übersetzungen der Änderungen für ausländische Tempel anzufertigen.
Wir werden nie mit Sicherheit wissen können, ob George P. Lee, der ein Mitglied des Ersten Kollegiums der Siebzig war, von den beabsichtigten Änderungen in der Tempelzeremonie wusste, bevor seine Exkommunikation in der Ausgabe vom 2. September 1989 des Salt Lake Tribune bekannt gegeben wurde. Es ist aber interessant, dass Lee in einem Brief „An die Erste Präsidentschaft der Zwölf“, seine Besorgnis erwähnte, dass seinem Gefühl nach andere Kirchenführer das Evangelium ändern könnten:
„7. Ich habe einige von Ihnen verkünden hören, dass Sie größer wären als alte Propheten wie Moses, Abraham, Noah, Jesaja, Jakob usw. Dies spiegelt die Einstellung von Ihnen allen wider.
8. Ich habe gehört, dass einer oder mehrere von Ihnen verkündet haben, dass Sie alles könnten, was Jesus gesagt oder gelehrt hatte. Dies spiegelt auch die Einstellung von Ihnen allen wider.“ (Brief von George P. Lee, fotographischer Druck in Excommunication of a Mormon Church Leader, Seite 54)
Weniger als zwei Wochen, bevor die Änderungen im Tempel vorgenommen wurden, brachte Präsident Gordon B. Hinckley, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, seine Besorgnis über Mitglieder der Kirche zum Ausdruck, die über die Tempelzeremonie reden: „Ich erinnere Sie an die absolute Verpflichtung, nicht außerhalb des Tempels über das zu diskutieren, was im Tempel geschieht. Heilige Dinge verlangen als heilig betrachtet zu werden. Wir stehen unter einer Verpflichtung, bindend und ernsthaft, außerhalb des Tempels keine Tempelsprache zu benutzen oder über Tempelangelegenheiten zu sprechen… diskutieren Sie nicht außerhalb des Tempels über das, was im Tempel geschieht… wenn Sie die Türen des Hauses des Herrn hinter sich lassen, seien Sie einer heiligen Verpflichtung treu, nicht über das zu sprechen, was heilig und geweiht ist.“ (The Ensign, Mai 1990, S. 52) Es scheint offensichtlich, dass Präsident Hinckley diese Warnung als ein Versuch aussprach, Mitglieder davon abzuhalten, über die Änderungen zu sprechen, die zehn Tage später vorgenommen werden sollten. Es ist natürlich offensichtlich, dass Hinckleys Ermahnung von vielen Mitgliedern der Kirche nicht befolgt wurde und deshalb fanden Berichte über die Änderungen im Ritual ihren Weg in die Nachrichtenmedien. Uns war einige Zeit, bevor die Änderungen tatsächlich in Kraft traten, gesagt worden, dass Änderungen vorgenommen werden würden, und Mitglieder der Kirche diskutierten mit uns darüber, nachdem sie vorgenommen worden waren. Es ist interessant, dass die Änderungen in der Tempelzeremonie sofort nach dem Ende der Generalkonferenz der Kirche in Kraft gesetzt wurden (die Konferenz endete am 1. April und die Änderungen wurden am 10. April vorgenommen). Den Tempelpräsidenten wurden offensichtlich Anweisungen über die Änderungen gegeben, bevor sie von der Konferenz an ihre Arbeit in den verschiedenen Tempeln in der ganzen Welt zurückkehrten. Die allgemeine Mitgliederschaft der Kirche verließ aber die Konferenz vollkommen im Finstern über das, was mit ihrem heiligen Ritual geschehen würde. Da es sechs Monate dauern würde, bis eine weitere Generalkonferenz stattfinden würde, mussten abweichende Meinungen oder Diskussionen über die Änderungen auf lokaler Ebene stattfinden.
Der Kirchenführer Joseph Fielding Smith verkündete: „Eine der größten Segnungen, die der Menschheit gegeben wurde, ist die Gabe der freien Entscheidung.“ (Answers to Gospel Questions, Bd. 3, S. 46) So weit wir es erkennen können, wurde treuen Mitgliedern keine Chance gegeben, ihre Entscheidungsfreiheit in Bezug auf die Änderungen in der Endowmentzeremonie auszuüben. Die Methode, wie mit der ganzen Sache umgegangen wurde, war aber im Einklang mit einer Erklärung, die in der offiziellen Mormonenpublikation Improvement Era, Juni 1945 (S. 354), erschien: „Wenn unsere Führer sprechen, ist das Denken erledigt. Wenn sie einen Plan vorschlagen, dann ist es Gottes Plan. Wenn sie den Weg aufzeigen, dann gibt es keinen anderen, der sicher ist. Wenn sie Anweisung geben, dann sollte das, das Ende der Auseinandersetzung markieren.“
Obwohl es oft ignoriert wird, hat die Kirche tatsächlich eine Lehre der „allgemeinen Zustimmung“, die auf die Änderungen im Tempelritual hätte angewendet werden sollen. In einer Offenbarung, gegeben von Joseph Smith im Juli 1830 finden wir folgendes: „Und alle Dinge in der Kirche sollen mit allgemeiner Zustimmung, und mit viel Gebet und Glauben getan werden. Denn ihr sollt alle Dinge durch den Glauben empfangen. Amen.“ (Lehre und Bündnisse 26:2) Abschnitt 28:13 bestätigt wiederum: „Denn alle Dinge müssen ordnungsgemäß getan werden, mit allgemeiner Zustimmung der Kirche…“
Joseph F. Smith, der 6. Prophet der Kirche, sagte wie folgt in der Red-Smoot-Untersuchung aus: „Mr. Smith: Ich werde folgendes sagen, Herr Vorsitzender, dass keine Offenbarung, die durch das Oberhaupt der Kirche gegeben wurden, je bindend und maßgebend für die Mitglieder der Kirche wird, bevor sie nicht der Kirche vorgelegt und von ihr angenommen worden ist.“ (Reed Smoot Case, Bd. 1, S. 96) Apostel John Henry Smith machte folgende Aussage in Bd. 2, S. 321:
“Mr. Smith: Ja, Sir; er [der Prophet] empfing Offenbarungen; aber die Offenbarungen mussten von seiner Kirche durch Abstimmung angenommen werden.
Mr. Tayler: Also, was der Allmächtige gebietet hängt davon ab, ob die Leute, denen es geboten wurde, es tun wollen oder nicht?
Mr. Smith: Ja, Sir; es gibt keine Zwangausübung auf das Mormonenvolk.“
Apostel James E. Talmage sagte dasselbe aus: „Wenn es eine Offenbarung ist, dann ist es eine Offenbarung, und hat auch die Bedeutung als solche; aber wenn es sich um ein bindendes Gesetz für die Kirche handelt - ein Gesetz der Praktik und des Handelns – muss es erst von der Kirche angenommen werden, um ein solches zu werden.“ (Bd. 3, S. 80)
Den Aussagen der Mormonenführer gemäß würde man sicher zu dem Glauben geführt werden, dass eine grundlegende Revision des Tempelrituals (eine Zeremonie, die angeblich durch Offenbarung gegeben worden ist) von den Kirchenmitgliedern gebilligt werden müsste, bevor sie für das Mormonenvolk bindend und in den 43 Tempeln der Kirche angewendet wird. Das Fallenlassen wichtiger Teile der Zeremonie, von der sie behaupten, dass sie von Gott selbst käme, scheint für die Generalautoritäten viel schlimmer zu sein als das, was sie den Katholiken vorgeworfen haben. Nach allem bezieht sich die Beschuldigung des Buches Mormon, dass die „große und abscheuliche Kirche“ „viele klare und kostbare Dinge“ aus der Bibel entfernt hätte (eine Anschuldigung, die die Mormonenführer nicht beweisen können) auf die Teile, die einmal jedermann zugänglich gewesen wären, der Zugriff auf den biblischen Text gehabt hatte. Die Punkte, die aus der Tempelzeremonie entfernt wurden, wären angeblich so heilig gewesen, dass sie nie der Welt offenbart wurden. Diese heiligen Zeremonien können nur in den Tempeln des Herrn gefunden werden. Diese Rituale geben in der Tat vor, die Information zu liefern, wie Menschen Götter werden können! Mormonenführer, die jetzt tot sind, wären geschockt über das gewesen, was die gegenwärtigen Führer geändert und aus der Tempelzeremonie entfernt haben. Der Apostel James E. Talmage betonte: „Kein Jota oder i-Tüpfelchen der Tempelrituale ist was anderes als erhebend oder heiligend. In jeder Einzelheit trägt die Endowmentzeremonie zur Sittlichkeit des Lebens, Weihung einer Person für hohe Ideale, Hingebung zur Wahrheit, Patriotismus gegenüber der Nation und Loyalität gegenüber Gott bei.“ (The House of the Lord, 1968, S. 84)
Wie die Zeitungsberichte erklären, haben die Mormonenführer die “Strafen” entfernt, die vorher für äußerst wichtig und heilig gehalten wurden. Der Leser wird sich erinnern, dass wir Präsident Brigham Young zitiert haben, wie er sagte, dass Joseph Smith selbst „die Schlüsselwörter, Zeichen, Kennzeichen und Strafen“ gab. Vor den jüngsten Änderungen in der Zeremonie wurde in der Zeremonie selbst betont, dass die Strafen heilig wären: „Wir sind beauftragt, Ihnen das Erste Kennzeichen des Aaronischen Priestertums zu geben. Bevor wir dies tun, möchten wir Sie eindringlich hinweisen auf den heiligen Charakter des Ersten Kennzeichens des Aaronischen Priestertums, samt seinem Namen, seinem Zeichen und seiner Strafe, genauso wie all der anderen Kennzeichen des Heiligen Priestertums, samt ihrer Namen, Zeichen und Strafen, die Sie heute im Tempel empfangen werden. Sie sind höchst heilig und geschützt durch das feierliche Bündnis und die Verpflichtung der Geheimhaltung, so dass Sie sie unter keinen Umständen, nicht einmal unter Bedrohung des Lebens bekannt machen werden... Die Darstellung der Ausführung der Strafen deutet verschiedene Arten an, wie das Leben genommen werden kann. (Mormonismus Shadow or Reality?, S. 468)
Hier wird es sehr deutlich, dass die Strafen, die jetzt aus dem Tempelritual entfernt worden sind, vorher als „höchst heilig“ angesehen wurden.
Harold B. Lee, der später der 12. Prophet der Kirche wurde, verglich die Dinge, die man im Tempelritual findet, mit den „Perlen“, die Jesus in Matthäus 7:6 erwähnte: „Aber wir sagen, dass die Verordnungen heilig sind und nicht nur einfach geheim… der Meister sagte: ‚Gebt nicht das, was heilig ist, den Hunden, auch werft nicht eure Perlen vor die Säue, damit sie sie nicht unter ihren Füßen zertreten und sich umdrehen und euch zerreißen.’… in Tempeln wie diesem, konnte das offenbart werden, was nicht auf andere Weise erhalten werden konnte.“ (Improvement Era, Feb. 1965, S. 123, wie in Achieving a Celestial Marriage, S. 202, zitiert) Andere Mormonenführer haben die Elemente der Tempelzeremonie ebenfalls mit den Perlen verglichen, die von Christus erwähnt wurden. Wenn dies der Fall wäre, scheinen die Mormonenführer jetzt einige ihrer „höchst heiligen“ Perlen weggeworfen zu haben!